* 03. Januar 2010 † 08. Oktober 2020
Die unendlich geliebte und liebende Lotta ist
verstorben — völlig unerwartet, schmerzfrei
und in Armen gehalten.

 

 

 

meets


 

Hundgestützte Pädagogik mit meiner Bearded Collie Hündin Lotta als Co-Pädagogin findet bisher in Form von Einzel-, Gruppen-, Familien-, Partner- oder Teamarbeiten statt. Für die WALDerKINDER bietet sie folgende Schwerpunkte:

  • Bildung zum Thema Hund – hinsichtlich seines Wesens und Sozialverhaltens, seiner Emotionen, Individualität, Körpersprache und Kommunikation.
  • Selbsterfahrung im Umgang mit Lotta und anderen Hunden, denen wir im Wald begegnen werden – Übung von Verantwortung, Kommunikation sowie achtsamen Beziehungs- und Sozialverhalten.
  • Bewegungsförderung – sich draußen mit einem Hund zu bewegen weckt die Begeisterung für körperliche Aktivität.
  • Umweltbildung – durch das Verhalten des Hundes, wenn er sich durch die Natur bewegt, oder auch durch einen Hund-Wolf-Bezug kann Umweltbewusstsein gestärkt und zu nachhaltigem Handeln angeleitet werden.


Dabei wird sich Lotta ihrer Rolle nicht bewusst sein und aus ihrer Sicht sozusagen als passiver Teilhaber ihren ganz normalen Alltag im Wald erleben. Abgesehen von dem ohnehin bestehenden Grundgehorsam, wird ihr keine aktive Aufgabe zuteil.

 

Lotta`s reine Anwesenheit wird auf uns Wirkung zeigen. Lotta wird in bestimmten Angelegenheiten begrenzt, ebenso wie die Kinder:
Lotta darf kein Essen der Kinder wegnehmen – die Kinder dürfen Lotta nicht mit ihrem Essen füttern. Lotta darf den Kindern nicht ohne Spieleinleitung und -anleitung meinerseits Stöcke wegnehmen, die Spielsachen der Kinder sind komplett tabu – die Kinder dürfen Lotta keine Stöcke, ihren Wurfbeutel oder ihre Frisbee wegnehmen. Lotta darf in den Wohnräumen, wenn ein Signal meinerseits erfolgt ist, ihre Decke nicht verlassen – die Kinder dürfen nicht auf Lottas Decken. In bestimmten Abständen wird Lotta Urlaub bei ihrem Herrchen machen, um sich zu erholen.

Lotta zeigt sich gegenüber Erwachsenen (aus ihrer Sicht muss man sagen: „geschlechtsreifer Menschen“) überaus kontaktfreudig und meist spiel-, schmuse- und lernbegeistert. In Begrüßungssituationen mit Erwachsenen tendiert sie sogar zum Übermut, den ich regelmäßig umzuleiten habe.

Kindern gegenüber wart Lotta von sich aus eine gewisse Distanz, sie begegnet ihren friedlich, aber nicht sonderlich interessiert. Für die Kindertagespflege ist das ein großer Vorteil, da Lotta nicht ständig von sich aus Kontakt zu den Kindern sucht, in den ich ansonsten entsprechend häufiger regelnd eingreifen müsste. In Konfliktsituationen, das heißt sobald Lotta sich bedrängt oder unsicher fühlt, würde sie immer unverzüglich weggehen. Ich muss entsprechend dafür Sorge tragen, dass ihr die Möglichkeit, sich zu sichern, gegeben ist.

Bei einem angeleiteten Spiel, beispielsweise mit Stöcken, agiert Lotta in aller Regel behutsam. Wenn sie der Übermut packt, wird sie auch schon mal energischer, dann muss ich das Spiel abbrechen oder entschleunigen. Bei aller Auf- und Vorsicht muss den Eltern von mir bewusst gemacht werden, dass Lotta
immernoch ein Tier ist, das sich nur auf hundliche Weise (zum Beispiel auch Knurren, Wegschnappen) ausdrücken kann. Ab einem gewissen Punkt wird das Verhalten eines jeden Kindes Hunden gegenüber genauso unberechenbar wie das Verhalten eines jeden Hundes Kindern gegenüber (VDH, 2006). Es wäre naiv, und in meinem Fall auch unprofessionell, zu sagen, man könne für irgendeinen Vertreter der jeweiligen Spezies “die Hand ins Feuer legen“. Insgesamt muss mein Hauptaugenmerk deshalb darauf liegen, Lotta gut zu schützen, denn dann sind auch die Kinder geschützt.

Im Sinne der zwölf Verhaltensregeln des Verbandes für das Deutsche Hundewesen e.V. (VDH, 2006) werde ich mit den Tageskindern ihrem jeweiligen Entwicklungsstand entsprechend typische Situationen thematisieren. Dabei geht es zum Beispiel um die Körpersprache und die Unterschiedlichkeit von Hunden, wie man sich im Spiel verhält und was man macht, wenn der Hund aus Versehen daneben schnappt. Außerdem darum, dass Hunde es nicht mögen, starr in die Augen gesehen zu werden und, dass man erst zu fremden Hunden gehen darf, wenn der Besitzer es erlaubt. Während unser Zeit im Wald werden die Kinder viele Gelegenheiten auch hinsichtlich fremder Hunde haben, sich an diese wichtigen Verhaltensregeln zu gewöhnen und den Hund als Teil ihrer Lebenswelt immer besser kennen und verstehen zu lernen.