Kinder lernen mit- und voneinander. Bewusst oder unbewusst geben sie ihr Wissen an andere Kinder weiter, erproben miteinander verschiedene Handlungsmöglichkeiten, Rollen und Beziehungsformen. Im Miteinander werden die Grundsteine für viele wichtige soziale Fähigkeiten, wie Achtsamkeit, Geduld und Verständnis gelegt. Wenn zwischen den Kindern ein Alters- bzw. Entwicklungsunterschied besteht, üben sie das soziale Miteinander in besonderer Weise: die Kinder helfen sich gegenseitig und jedes Kind bringt sein individuelles Können ein. Unterschiede, die durch die einzigartigen Persönlichkeiten der Kinder bestehen, bieten ihnen „viele Erfahrungsansätze und Lernmöglichkeiten, denn Verschiedenheit eröffnet die Chance, unterschiedliche Lebenswelten kennenzulernen, den Anderen in seiner Besonderheit zu akzeptieren [… und] Vorurteile abzubauen [...].“ (Bendt & Erler, S. 47).

 

Kleinstkinder befinden sich in einer Phase, in der sie ihren eigenen Willen entwickeln und sie nach meiner Überzeugung ein Recht auf starke emotionale Reaktionen haben. Wie sie mit Konflikten umgehen und diese gemeinsam mit anderen lösen können, dass sie angenommen werden, obgleich sie ihre Gefühle noch nicht regulieren können, dass es auch beim Rauslassen von Frust Grenzen gibt (schreien und schimpfen ja, schlagen nein) und welche Methoden bei großer Wut helfen (feste mit dem Fuß aufstampfen), dies alles müssen sie erst lernen und das geschieht am einfachsten im sozialen Miteinander. Optimalerweise freuen sich die Bezugspersonen – zumindest in aller Regel – darüber, mit wie viel Kraft die Kinder dafür kämpfen, ihren Willen zu finden und durchzusetzen, da sie diese Kraft im Laufe ihres Lebens noch brauchen werden.

Mir ist es sehr wichtig, die Gemeinschaftsfähigkeit, die die Kinder laut SGB VIII in der Kindertagespflegebetreuung erreichen sollen, nicht im Sinne einer maximalen Anpassungsleistung zu verstehen. Ich interpretiere Gemeinschaftsfähigkeit so, dass die WALDerKINDER durch die Interaktion mit mir und untereinander lernen, sich in Gemeinschaften zurechtzufinden. Das heißt, dass sie ihren jeweiligen Platz finden, indem sie sich mal anpassen und mal behaupten.

 

Das soziale Miteinander wird durch unseren Aufenthalt im Wald positiv beeinflusst. Durch den Freiraum im Wald entstehen weniger Konflikte und Aggressionen, da sich beispielsweise Kinder mit einem stärkeren Bedürfnis nach Ruhe zurückziehen können, während andere zeitgleich ihrem Wunsch nach Bewegung nachgehen können (Sandhof & Stumpf, 2016). Zudem kann der Wald immer wieder neue Verhaltensweisen und Kooperationen herausfordern, durch die die WALDerKINDER die Vorteile des gemeinsamen Handelns erkennen und sich ihr Sinn für Gemeinschaften ausprägt.